Appenweier 1816

Transkription aus dem historisch-statistisch-topographischen Lexicon von dem Großherzogthum Baden. Herausgegeben von J.B. Kolb 1816 S.24-25.

Scan des Originals

Appenweier, ein Marktflecken, 2 Stunden von Offenburg, 2 St. von Oberkirch und 2½ St. von Achern an der Landstraße von Frankfurt nach Basel gelegen. Die Straße von Offenburg nach Rastatt und jene von Kniebis nach Strasburg durchkreuzen sich hier, daher es mit einer Poststation versehen ist. Der Ort ist an der Landstraße gepflastert, und hat einige ansehnliche Häuser, als: das Amtshaus, die Gasthäuser zur Sonne, jenes zum Adler, das Posthaus und das zur Krone mit einer Bierbrauerey. Die Kirche ist sehr schön erbaut, hat einen erhabenen mit Kupfer bedeckten Thurm, und ist niedlich ausgeziert. Der Ort zählt 210 Bürger, 970 Seelen und war von jeher der Sitz der Gerichtsvogtey Appenweier. Nun ist es der Sitz eines Bezirksamtes, wozu nicht nur das Gericht Appenweier, Nusbach und Urloffen, sondern der ganze Stab Durbach, samt dem Orte Ebersweier, das ehemals zum Gerichte Griesheim gehörte, und das Gericht Renchen und Wagshurst gehören. Nach einer Sage soll Appenweier in älteren Zeiten aus 3 Meyerhöfen bestanden seyn, wovon einer den Grafen von Eberstein, der andere den Fürsten von Fürstenberg, und der dritte den Grafen von Schauenburg gehörte. Als sich aber mehrere Tagelöhner hier ansiedelten, so wurden diese Höfe unter die angesessenen, mit Auflegung einer ewigen Gilte, vertheilt, welches durch die Wirklichkeit so mannigfaltiger Gilten und Zehnden, die wenigstenns unter 30 Giltherrn sich theilen, bestätigt wird. Der Pfarrsaß gehörte ehemals dem Kloster Allerheiligen, wohin denselben 1359 unter dem Probste Eberhard eine gewisse Giesella von Hohenweiler, die Wittwe eines adelichen Advokaten von Achern vergabte. Der Boden ist hier sehr fruchtbar. Es wird Waizen, Halbwaizen, Fesen, Rebs, Magsamen, Hanf, auch etwas Wein, jedoch von geringer Gattung, gebaut. Die Nahrungsquellen sind vorzüglich der Feldbau, indem der Ort einen ausgedehnten Bann besitzt, und mancher Bauer 30-40 Jauchert hat, die aber mit Gilten und Bodenzinsen sehr belastet sind. Die Viehzucht kann auch dahin gerechnet werden, besonders die Schweinzucht, da beynahe jeder Bürger sein Mutterschwein, wovon er, nebst seinem Gebrauch, auch zum Verkauf erzieht. Obst giebt es auch in der Gegend, jedoch nicht von vorzüglicher Gattung. Der Ort hatte ehemals jeden Montag einen Wochenmarkt, der aber schon vor mehreren Jahren in Abgang kam.